Nazaj

Wann man die Symptome nach einer Grauen-Star-Operation ernst nehmen sollte

mag. Kristina Mikek, dr. med.

mag. Kristina Mikek, dr. med.
Fachärztin für Augenheilkunde

3542-3 min27. 08. 2025

nach dem EingriffGrauer Star

Die Operation des Grauen Stars gehört zu den häufigsten Augenoperationen. Bereits am Tag nach dem Eingriff ist das Sehvermögen deutlich besser. Alles erscheint heller, die Farben intensiver und die Bilder klarer. Doch wie bei jedem chirurgischen Eingriff sind auch hier mögliche Probleme nicht ausgeschlossen. Die meisten Komplikationen nach einer Grauen-Star-Operation sind vorübergehend und ungefährlich. Manche jedoch erfordern rasches Handeln, da sie sonst das Sehvermögen dauerhaft beeinträchtigen können.

Um rechtzeitig zwischen harmlosen Beschwerden und ernsthaften Komplikationen unterscheiden zu können, steht unseren Patient:innen nach der Operation eine Notfallnummer zur Verfügung. Bei plötzlichen Veränderungen des Sehens ermutigen wir alle, sofort Rücksprache zu halten, ob eine Untersuchung erforderlich ist. Kürzlich haben mich zwei Patientinnen mit scheinbar ähnlichen Beschwerden kontaktiert einer Verschlechterung des Sehens nach der Operation. Ich finde es aufschlussreich, diese beiden Fälle zu teilen, um zu verdeutlichen, wie wichtig rechtzeitiges Handeln ist.

Die erste Patientin bemerkte einige Wochen nach der Operation, dass ihr Sehen verschwommen war, „als ob sie durch Nebel blicken würde“. Schmerzen hatte sie keine, doch die Sehschärfe am operierten Auge nahm ab. Eine solche Beschreibung nehme ich stets ernst. In ihrem Fall ergab die sofortige Untersuchung eine Blutung im Glaskörper. Dabei handelt es sich um eine klare, gelartige Substanz, die das Augeninnere ausfüllt und das Licht ungehindert bis zur Netzhaut passieren lässt. Die Blutung war Folge eines Netzhautrisses, ausgelöst durch eine Glaskörperabhebung. Mit einer Laserbehandlung konnten wir den Riss erfolgreich verschließen, die Blutung klang ab und das Sehvermögen stellte sich wieder her. Hätte sie abgewartet, hätte dies zu einer Netzhautablösung führen können, die dauerhaftes Sehverlust bedeutet.

Die Erfahrung der zweiten Patientin war etwas anders. Sie rief mich an, weil sie plötzlich vor dem Auge schwebende Schatten und feine Fäden wahrnahm. Zudem berichtete sie von Lichtblitzen. Eine solche Beschreibung ist typisch für eine Glaskörperabhebung, die ein natürlicher Alterungsprozess ist. In den meisten Fällen ist sie harmlos, manchmal kommt es dabei jedoch zu Netzhautrissen. Gerade wegen dieser Möglichkeit ist es entscheidend, bei solchen Symptomen rasch eine Kontrolluntersuchung durchzuführen. So war es auch bei dieser Patientin: Wir stellten fest, dass neben der Glaskörperabhebung auch ein kleiner Netzhautriss vorlag. Mit einer Laserbehandlung konnten wir diesen erfolgreich schließen und eine dauerhafte Schädigung verhindern.

Beide Fälle verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass Patient:innen nach einer Grauen-Star-Operation aufmerksam auf Veränderungen ihres Sehens achten. Besonders entscheidend sind plötzliche Veränderungen. Die meisten Beschwerden nach einer Operation sind zwar harmlos trockenes Auge, leichte Verschwommenheit oder ein Fremdkörpergefühl verschwinden meist durch zusätzliche Befeuchtung. Auch eine geringe Restdioptrie, die sich in den Wochen nach der Operation zeigen kann und eine etwas reduzierte Sehschärfe verursacht, ist völlig ungefährlich und erfordert zu Beginn keine Behandlung.

Die Empfehlung an alle nach einer Grauen-Star-Operation lautet daher: Achten Sie auf plötzliche Sehveränderungen. Abzuwarten ist dabei nie eine gute Idee. Ohne Untersuchung lässt sich nicht feststellen, ob es sich um eine gewöhnliche Glaskörperabhebung handelt oder um einen ernsteren Netzhautriss, der sofortige Behandlung erfordert. Nur schnelles und richtiges Handeln bei Komplikationen nach einer Grauen-Star-Operation kann eine dauerhafte Schädigung verhindern. Ich sage meinen Patient:innen immer: Lieber einmal zu früh anrufen oder vorbeikommen als einmal zu spät.