Wenn Sie über die Verwendung von Kontaktlinsen nachdenken, fragen Sie sich bestimmt, welcher Typ für Ihre Augen am besten geeignet ist. Am häufigsten entscheidet man sich zwischen der weichen und der formstabilen Variante aber welche ist die richtige Wahl? Die Unterschiede sind größer, als es auf den ersten Blick scheint.
Der Hauptunterschied liegt im Material. Weiche Linsen bestehen aus Hydrogel oder modernerem Silikonhydrogel. Hydrogel-Linsen enthalten viel Wasser und sind äußerst angenehm zu tragen, während Silikonhydrogel-Linsen eine bessere Sauerstoffdurchlässigkeit ermöglichen, sich jedoch schneller mit Ablagerungen überziehen. Formstabile Linsen, auch RGP (rigid gas permeable) genannt, werden aus festeren Polymeren hergestellt und bedecken einen kleineren Teil der Hornhaut. Dadurch zirkulieren die Tränenflüssigkeit und der Sauerstoff besser ein entscheidender Vorteil für die Versorgung der Hornhaut.
Weiche Linsen sind größer und schmiegen sich eng ans Auge an, wodurch sie selten herausfallen. Anfangs spürt man sie kaum, was eine schnelle und bequeme Eingewöhnung bedeutet. Formstabile Linsen sind kleiner, schwimmen auf dem Tränenfilm und erfordern mehr Geduld beim Eingewöhnen, da in den ersten Wochen häufig ein Fremdkörpergefühl auftritt. Sobald man sich jedoch daran gewöhnt hat, bieten sie eine sehr stabile und hochwertige Sehschärfe besonders bei speziellen Hornhauterkrankungen wie Keratokonus.
Hinsichtlich der Sauerstoffversorgung haben Silikonhydrogel-Linsen einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Hydrogel-Linsen. Allerdings steigt das Risiko für Entzündungen, da sich Bakterien leichter an ihnen anlagern. Deshalb sind bei allen Linsenarten eine sorgfältige Hygiene und eine begrenzte Tragedauer entscheidend. Am wenigsten Entzündungen beobachten wir bei der täglichen Verwendung formstabiler Linsen.
Auch bei den Dioptrien gibt es Unterschiede: Weiche Linsen eignen sich für einfache Brechungsfehler, während formstabile Linsen eine Korrektur bei komplexeren Fällen, höheren Dioptrienwerten oder unregelmäßiger Hornhautkrümmung ermöglichen. Dabei können sie oft ein schärferes Bild liefern, als es mit weichen Linsen möglich wäre.
In Bezug auf die Haltbarkeit gilt: Weiche Linsen werden meist täglich, alle 14 Tage oder monatlich gewechselt, während formstabile Linsen bei guter Pflege sogar bis zu zwei Jahre getragen werden können.
Interessantes und praktische Tipps
Ein Blick in die Geschichte: Erste Ideen zu Kontaktlinsen gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als Leonardo da Vinci sie in seinen Schriften erwähnte. Die ersten praktischen Linsen wurden jedoch erst im 19. Jahrhundert entwickelt. Sie bedeckten die gesamte Augenoberfläche und waren sehr unangenehm zu tragen. Erst die Materialentwicklung im 20. Jahrhundert machte Linsen komfortabler und für die breite Bevölkerung zugänglicher.
Kontaktlinsen und Sport: Für Sportler sind weiche Linsen oft die erste Wahl, da sie stabil sitzen und nicht herausfallen. Formstabile Linsen eignen sich für Menschen, die höchste Sehschärfe benötigen, erfordern beim Sport jedoch besondere Vorsicht. Mythos: Eine Linse kann „hinter das Auge rutschen“. Diese Sorge ist weit verbreitet, aber völlig unbegründet. Die Anatomie des Auges macht dies unmöglich. Eine Linse kann höchstens unter das Lid gleiten, lässt sich aber immer wieder entfernen.
Hygiene ist entscheidend: Die meisten Komplikationen beim Tragen von Linsen entstehen durch falsche Reinigung oder zu lange Tragezeiten. Waschen Sie sich immer die Hände, bevor Sie die Linsen berühren, verwenden Sie frische Lösung und halten Sie sich an die Empfehlungen des Arztes.
Linsen und trockene Augen: Das Tragen von Linsen kann das Trockenheitsgefühl verstärken, besonders bei längerer Bildschirmarbeit. In solchen Fällen helfen konservierungsmittelfreie Tränenersatzmittel.
Wie Sie sehen, gibt es keine absolut „beste“ Linse. Jede hat ihre Vor- und Nachteile. Die Wahl hängt immer von den individuellen Augenmerkmalen, dem Lebensstil und den Bedürfnissen ab. Deshalb ist ein Besuch beim Augenarzt unverzichtbar, denn nur ein Facharzt kann beurteilen, welche Lösung am besten für Ihre Augen geeignet ist. Und vergessen Sie nicht: Unabhängig vom Linsentyp sind eine gute Hygiene und regelmäßige Sehkontrollen das Wichtigste.